Alex Christensen und The Berlin Orchestra lassen die glorreichen 80er-Jahre wieder aufleben – mit ihrem gemeinsamen Album “Classical 80s Dance” und zahlreichen Klassiker-Neuauflagen. Mit an Bord sind Hits wie “Smalltown Boy”, “Sweet Dreams”, “Voyage Voyage”, “Never Gonna Give You Up” und viele mehr. Und auch die Features können sich sehen lassen: Ronan Keating, Mike Singer, Ana Kohler, David Garrett, Mandy Capristo & Co. machen die Platte zu einem echten Must-have für Nostalgiker*innen und Freund*innen von guter Musik. Wir haben Alex Christensen interviewt.
Alex, nach dem gefeierten “Classical 90’s Dance”-Album folgt nun die 80er-Jahre-Edition. Worin unterscheiden sich die beiden Dekaden deiner Meinung nach am signifikantesten?
Für mich waren die 80er eine Ära, die mich als Musikfan geprägt haben. Da habe ich noch unbeschwert Musik konsumiert und nicht, wie in den 90ern, kreiert. Wegweisend und inspirierend waren für mich in diesem Jahrzehnt vor allem die Bands Heaven 17, Visage und Tears for Fears.
Nenn uns doch drei bis fünf deiner Lieblingshits aus den 80ern und erkläre, was sie in deinen Augen so besonders macht?
“Fade To Grey” von Visage: Bis heute habe ich nichts an Faszination für diesen Song verloren. Das Synthie-Riff ist immer noch einer der ikonischsten Sounds, die ich kenne.
“Self Control” von RAF: Ein fantastischer Popsong. Ich werde nie einen meiner ersten Discobesuche im Poselmuckel in Hamburg vergessen, wo der Song in zwei Versionen viermal am Abend lief. Auch die Coverversion von Laura Branigan ist großartig.
Darüber hinaus gab es in den 80ern eine Unmenge an guten Italo-Dance-Songs. Herausragend war für mich vor allem “Hypnotic Tango” von My Mine mit dem unverkennbaren Kopfstimmen-Chorus. Auch “Nothing Compares 2 U” von Prince muss ich an dieser Stelle nennen. Es gibt wohl kaum eine legendärere Ballade der 80er.
Unter welchen Kriterien habt ihr die Stücke des Albums ausgewählt? Welche Verbindungen haben die Tracks untereinander?
Für mich ist immer entscheidend, ob ich zu den Songs eine Bindung habe. Außerdem möchte ich auch immer vergessene Perlen dabeihaben, wie beispielsweise “Fotonovela”. Ich finde zudem, dass es Songs gibt, bei denen ich es nicht mit mir vereinbaren kann, sie zu covern. Zum Beispiel Michael-Jackson-Stücke. Da ist die Stimme zu sehr mit dem Song verheiratet und bietet somit zu wenig Raum für ein neues Arrangement.
Folgen jetzt auch “Classical 80’s Dance 2” und “Classical 80’s Dance 3”? Oder werden bald die 70er- oder die 00er-Jahre anvisiert?
Das würde ich mir wirklich sehr wünschen. Ich habe immer davon geträumt, eine CD-Box mit fünf bis zehn Alben zu machen. Ich hoffe, die Fans sehen das genauso.
Wie erlebst du die Corona-Krise?
Corona ist für die (Musik-)Welt eine unglaublich schwere Krise mit offenem Ende. Außerdem sind Musiker*innen über Jahre immer wendige Einzelkämpfer*innen gewesen, die sich nie um Bürokratie kümmern mussten und jetzt plötzlich auf Hilfen angewiesen sind. Das ist für viele schwer. Man darf nicht vergessen, es gehört Stolz und Selbstbewusstsein dazu, auf der Bühne zu stehen – das steht im krassen Gegensatz zu Anträgen und bürokratischen Hürden. Trotzdem bin ich froh, dass es Hilfen in Deutschland gibt.
Wie stehst du zu Techno? Gerade auch im Hinblick auf die Entwicklung des Genres und der Community gibt es ja sehr viel Diskussionspotenzial … Stichwort Kommerzialisierung.
Ich liebe Techno. Die Musik hat nichts an ihrer Energie verloren. Die Kommerzialisierung ist allgegenwärtig, Festivals waren immer ein Multi-Millionen-Business und deswegen ist eigentlich alles kommerziell. Die Sponsoren sind überall die gleichen und jede/r, der Musik veröffentlicht, ist daran interessiert, gehört zu werden. Am Ende möchte jeder Newcomer-DJ ein neuer Tiësto werden.
“Classical 80s Dance” von Alex Christensen & The Berlin Orchestra ist am 3. September via Starwatch Entertainment (Universal Music) erschienen.
Aus dem FAZEmag 115/09.21
Text: Milan Trame
Credit: Marcel Brell
www.alexchristensen.net