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20 Jahre Moon Harbour – Matthias Tanzmann im Interview

20 Jahre sind in vielen Zusammenhängen eine sehr lange Zeit. Im Kontext eines elektronischen Musiklabels sind 20 Jahre sogar eine extrem lange Zeit. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, wie viele Releases das Leipziger Label „Moon Harbour“ in den vergangenen 20 Jahren bereits veröffentlicht hat und regelmäßig veröffentlicht. Viele bekannte Acts, neben Labelowner und Househängeschild Matthias Tanzmann haben hier im Verlauf der vergangen 20 Jahre ihren musikalischen Fußabdruck hinterlassen: Adam Port, Butch, Emanuel Satie, Gregor Tresher, Hot Since 82, Italoboyz, Marco Faraone, Ninetoes, Re.You, Riva Starr, Samim, Sable Sheep, um nur einige zu nennen. Viele gute Gründe, um ein kurzes Gespräch mit Matthias Tanzmann zwischen Ibiza und Neuss zu führen.

Wie und wann ist das Label entstanden und wie war damals die Erwartung?

André Quaas und ich haben an Silvester 1999 in der „Distillery“ in Leipzig beschlossen, ein gemeinsames Label zu gründen. Er war damals einer der Betreiber des Clubs, ich war DJ, unter anderem dort, und hatte erste Veröffentlichungen auf anderen Labels herausgebracht. Wir wollten eine Plattform für unsere Musik und die von befreundeten Künstler*innen schaffen. Dass es später auch vielen internationalen Acts eine Heimat geben würde, hatten wir damals nicht geahnt.

Die Art des Musikhörens hat sich im Laufe der vergangenen 20 Jahre stark gewandelt. Die Menschen kaufen oder hören selten ganze Alben, stattdessen streamen sie lieber einzelne Stücke. Inwiefern hat sich die Arbeit bei Moon Harbour und die Release-Politik an diese Veränderungen angepasst?

Da wir fast gar keine Musik auf Vinyl mehr veröffentlichen, haben wir uns sehr an diese Entwicklung angepasst. Derzeit veröffentlichen wir fast jeden Track einzeln. Vor wenigen Jahren wäre das sehr ungewöhnlich gewesen, da man in EPs oder Maxis gedacht hat. Unsere „20 Years of Moon Harbour“-Compilation veröffentlichen wir derzeit über zehn Wochen mit je einer Single pro Woche. So kann jede*r Künstler*in einzeln für Spotify gepitchet werden und für seinen/ihren Titel die maximale Aufmerksamkeit in der Kommunikation erreichen. Am Ende der zehn Wochen wird alles nochmal als Compilation zusammengefasst erscheinen, und in einigen Wochen erscheint ein Doppelvinyl.

Mit „Red Bull Leipzig“ gibt es seit einigen Jahren einen international angesehenen Fußballclub, der auf höchstem Niveau performt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen „Red Bull Leipzig“ und euch?

Ich habe einige Freunde unter den Spielern und Verantwortlichen und bin immer wieder zu den Spielen gegangen, wenn es zeitlich möglich war. Teilweise habe ich meine Reiserouten zu oder von meinen Auftritten so gelegt, dass ich zu Champions-League-Auswärtspartien gehen konnte. Dass der Verein in Leipzig entstanden ist, tut der Region extrem gut. Eine konkrete Zusammenarbeit zwischen dem Verein und uns besteht nicht, aber es gibt einige Berührungspunkte.

Wie sieht die Zukunft von „Moon Harbour“ aus? Was sind die Pläne für das kommende Jahr und für die nächsten Dekaden?

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Es hängt natürlich viel von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab, aber wir hoffen, dass wir bald zu einer Situation zurückkehren, die dem, was früher Normalität war, nahekommt. Das würde es uns wieder ermöglichen, Showcases zu veranstalten. Wir haben unsere Label-Partys regelmäßig auf Ibiza, in Barcelona, Amsterdam, Berlin oder Miami veranstaltet. Darüber hinaus werden wir weiterhin Musik veröffentlichen und Künstler*innen eine Plattform bieten.

Wie war es eigentlich im „102“?

Es war wie immer ein großer Spaß. Ich bin eng verbunden mit dem Club. Tatsächlich habe ich bereits auf der Opening-Party vor vielen Jahren aufgelegt. Seitdem komme ich jederzeit gern zurück.

 

Aus dem FAZEmag 116/10.21
Text: Sven Schäfer
Credit: Marie Staggat
www.moonharbour.com/

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